Was für ein Jahr, oder?
2017 hatte musikalisch einiges zu bieten und besonders im Deutschrap-Biz kam die Debatte auf, ob Trap/Cloudrap den “traditionellen” Style abgelöst, oder die Puristen nur noch mehr motiviert hat. Acts wie RIN oder YUNG HURN polarisieren mit ihren eigenwilligen Tracks, scheinen aber einer ganz neuen Generation aus der Seele zu sprechen. So mancher Old-Schooler kann da nur mit dem Kopf schütteln. Auch bei uns in der DEF SHOP Redaktion gehen die Meinungen weit auseinander. Aber warum muss man sich überhaupt entscheiden? Die Rap-Community lebt doch seit jeher von ihrer Vielfalt. Man kann durchaus nebeneinander koexistieren, wie unsere Liste der besten Deutschrap-Alben des Jahres eindrucksvoll beweist. Ganz bewusst ohne Ranking, da alle Alben uns gleichermaßen begeistert haben.
MÄDNESS & DÖLL – ICH UND MEIN BRUDER
Alleine für die Anlehnung an die göttlichen Stieber Twins gehört das Album der beiden Brüder in diese Liste. Doch auch raptechnisch weiß das Album zu überzeugen und packt Südhessen sowas von “on the map”. Beats von Dexter, Torky Tork und Yassin sind ja auch selten eine schlechte Idee. Auf jeden Fall was für die Old-Schooler. That shit is dope.
CASPER – LANG LEBE DER TOD
Als die Titelsingle mehr als ein Jahr vor Release im Netz kursierte, staunte man nicht schlecht. Düstere Beats, noch düstere Themen und ein Blixa Bargeld Feature. Was hat Casper vor? So genau wusste er das scheinbar selbst nicht, zog den Release des Albums und sich selbst zurück, um alles nochmal neu anzugehen und siehe da: herausgekommen ist eins der spannendsten und deepsten Alben des Jahres. Egal, ob die Dizzee Rascal Hommage “Sirenen”, das fantastische “Deborah” oder “Keine Angst” mit dem göttlichen Drangsal – hier jagt ein Hit den nächsten. Lang lebe Casper.
YUNG HURN – LOVE HOTEL
Ok, offiziell zwar nur eine EP, aber das Teil ist so unfassbar anders, dass es in diese Liste gehört. Der smarte Wiener hat hier eine Band um sich versammelt, die sich sehen lassen kann. Zumindest im Video zur Hitsingle “Diamant” bedient niemand geringeres als Schauspieler Lars Eidinger das 80er Umhängekeyboard und legt eine tränenreiche Performance hin, die einfach nur überragend ist. Ähnlich wie RIN muss man diesen Style mögen, für uns ist Yung Hurn aber durch seinen charmante Humor eine Nasenlänge vorne.
RIN – EROS
Speaking of RIN. Gerade erst mit der Eins Live Krone für das beste Album ausgezeichnet, spaltet der Schwabe mit seinen karibischen Beats die Gemeinde wie kaum ein zweiter. Lines werden konsequent doppelt gerappt (Stil oder Faulheit?) und die Musik schleppt sich aus den Speakern. Aber irgendwie scheint er damit den Nerv der Zeit zu treffen. Mal sehen, wie seine Entwicklung weiter geht.
AUDIO88 – STERNZEICHEN HASS
Das gute Gewissen des Deutschrap. Auch ohne seinen “Bruder” Yassin haut die “Glatze mit der Zahl” einen Kracher nach dem nächsten raus und verschont in seinen kritischen Texten nichts und niemanden. Besonders die “besorgten Bürger” haben es ihm angetan und so verteilt der Berliner Schelle auf Schelle und trifft dabei immer ins Dunkelbraune. Gerade in unseren politisch schwierigen Zeiten eine ganz ganz wichtige Platte, die man gehört haben sollte. Bitte weitermachen.
TRETTMANN – DIY
Dass das Album des Chemnitzer Rappers Trettmann für viele als das Album des Jahres gilt, beweist den Umbruch im Rap-Game deutlich. Ähnlich wie bei Yung Hurn oder RIN kommt es hier zum massiven Autotune-Einsatz zu schleppenden und ruhigen Beats. Das ist gefühlt schon etwas gänzlich anderes, als der Output von Audio88 oder Mädness & Döll. Dass es aber funktioniert und auch andere Acts begeistert zeigt zum Beispiel das Marteria Feature auf DIY. Wie wir schon erwähnt haben – man kann im Deutschrap 2017 friedlich koexistieren.
Aber natürlich ist noch viel mehr passiert: Sido & Savas bezogen den “Royal Bunker”, Zugezogen Maskulin kämpften wie immer “Alle gegen Alle” während Materia “Roswell” inspizierte, CRO einfach nur “TRU.” sein wollte und SXTN dem “Leben am Limit” frönten.
Was waren Eure Highlights des Jahres? Geht Ihr mit unserer Liste konform? Eins ist klar: Es bleibt spannend im Rap-Game. Wir haben Bock und freuen uns auf 2018.