Juse Ju wird erwachsen. Zumindest wenn man sich mal in sein neues Album „Shibuya Crossing“ reinhört. Und das solltet Ihr unbedingt!
Juse Ju’s Leben ist eine Geschichte, wie sie nur die Globalisierung des 21. Jahrhunderts schreiben kann. Es ist die Coming-of-age Story eines Weltenbummlers, der Dank Papas Job aus der schwäbischen Provinz bis zu seinem 11. Lebensjahr in den von Smog umhüllten Hochhäusern von Tokio aufwuchs, nur um dann die Zerrissenheit der amerikanisch-mexikanischen Grenzstadt El Paso kennenzulernen, bevor er wieder in Deutschland strandete. Auf seinen Stationen hörte er als Sechsjähriger in einem kleinen grünen Holzhaus in Tokio zum ersten Mal Public Enemy und ist heute eine nicht wegzudenkende Größe in der deutschen Indie-Rapszene.
Von Tokio nach Amerika und wieder zurück
Und jetzt also sein erstes Album. In „Shibuya Crossing“, benannt der berühmten Straßenkreuzung in Tokio, vereint er all seine Erfahrungen, die ihn auf seinen Zwischenstationen „gecrossed“ haben. Angefangen mit einem Song über die Einsamkeit in der deutschen Provinz, geht es ab in die Metropole Tokio, wo Juse Ju bereits zusammen mit Fatoni und Edgar Wasser das Video zu seiner ersten Single „7Eleven“ aufgenommen hat. Danach rappt er todernst über seine eigene Beziehungsunfähigkeit – oder vielmehr seiner Angst davor – und rechnet ganz unironisch mit seinem eigenen, unfairen Verhalten gegenüber Frauen ab. Dabei lässt er Introperspektiven zu, die man in dieser Form von Deutschrapp nicht gewohnt ist. Es folgt ein weiteres Feature mit Danger Dan, der auf herrlich lockere Art über Manipulation rappt und schon längst „das große Spiel durchschaut“ hat. Und ja, das ganze klingt ziemlich cheesy. Ist es aber überhaupt nicht. Eher ungewohnt detailliert und nachdenklich. Wer Juse Ju bis dato in die Schublade des „lustigen, ironischen Deutschrap“ gepackt hat, sollte sich unbedingt dieses Album anhören und sich ein Bild davon machen, wie viel mehr dahinter steckt. Oder wie Juse Ju es in seinem Track Justus BWL auf den Punkt bringt: „Das ist das Schwere am Erwachsen werden. Es fällt immer schwerer Quatsch zu reden, ohne wie ein Spast zu wirken.“